175 Jahre Freiwillige Feuerwehr Sonneberg-Mitte – Spielzeugstadt feiert zweitälteste Feuerwehr Deutschlands

Sie sind da, wenn es brennt, jemand in Not oder eine Gefahr abzuwenden ist – und das nicht nur im wörtlichen Sinne: Die Freiwillige Feuerwehr Sonneberg-Mitte steht seit 175 Jahren für Verlässlichkeit, Einsatzbereitschaft und gelebte Solidarität. Seit ihrer Gründung im Jahr 1850, als direkte Reaktion auf die verheerende Brandkatastrophe von 1840 in Sonneberg, ist sie fester Bestandteil des alltäglichen Lebens der Spielzeugstadt. Mit einer imposanten Jubiläumsveranstaltung am vergangenen Samstag, ausgerichtet von der Freiwilligen Feuerwehr Sonneberg-Mitte und dem Feuerwehrverein Sonneberg-Mitte e.V., feierte die Feuerwehrfamilie der Region zusammen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft die älteste Feuerwehr Thüringens, die zugleich als zweitälteste Feuerwehr Deutschlands gilt.

Zuverlässig seit Generationen – Ehrenamt mit Herzblut

Ob bei Tag oder in der Nacht – die 56 aktiven Feuerwehrfrauen und -männer der Einsatzabteilung sind rund um die Uhr für den Schutz der Bevölkerung in der Spielzeugstadt und darüber hinaus einsatzbereit. Über 300 Einsätze allein im vergangenen Jahr sprechen für den unermüdlichen Einsatz der „Mitte“. Fast täglich also rücken die ehrenamtlichen Einsatzkräfte aus. In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Dr. Heiko Voigt, welche Relevanz die Feuerwehr für die Stadt Sonneberg besitzt: „Als Stützpunktfeuerwehr ist die Freiwillige Feuerwehr Sonneberg-Mitte das Flaggschiff unserer kommunalen Gefahrenabwehr. Sie ist die größte, älteste und bestausgestattete Einheit der Stadt. Nur mit modernster Technik und hervorragend geschulten Kräften kann der Schutz für unsere Bürgerinnen und Bürger auf höchstem Niveau sichergestellt werden. Wir danken allen aktiven und ehemaligen Feuerwehrkameradinnen und -kameraden für ihren unermüdlichen Dienst im Ehrenamt. Ebenso gilt unser Dank den Familien, Freunden, Arbeitgebern und Unterstützern der Feuerwehr, die mit ihrem Rückhalt und ihrer Anerkennung diesen wichtigen Dienst ermöglichen.“

Wenn die Feuerwehr selbst plötzlich Hilfe braucht

Ein ungeplanter Zwischenfall stellte das Organisationsteam rund um den Vereinsvorsitzenden Denny Bosecker wenige Tage vor der Feier auf die Probe: Die ursprünglich engagierte Blaskapelle sagte kurzfristig ab – doch glücklicherweise sprangen das Sonneberger Alpenecho sowie die Blumenstädter Blasmusik aus Erfurt ein und „retteten“ den musikalischen Teil des Festaktes.

Der feierliche Einmarsch der gesamten Mannschaft der FFW Sonneberg-Mitte mitsamt einer Fahne – die Einsatzabteilung wurde begleitet von acht Kameraden der Alters- und Ehrenabteilung sowie einer Abordnung der insgesamt 21-köpfigen Jugendfeuerwehr – wurde zum emotionalen Auftakt des Festkommers. Nach einer Begrüßung durch Moderator Michael Schubart, Schriftführer im Vorstand des Feuerwehrvereins, eröffnete der amtierende Wehrführer Michael Höfner den Festkommers mit seiner Festrede. Unter den zahlreichen Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft begrüßte er auch Delegationen der Partnerwehren aus Neustadt bei Coburg und Vetrní in Südböhmen. Mit Letzterer pflegen die Sonneberger eine länderübergreifende Freundschaft, die seit fast 40 Jahren besteht und aktiv gelebt wird, weshalb gegenseitige Besuche bei solchen Festivitäten natürlich selbstverständlich sind.

Feuerwehr als Fundament gesellschaftlicher Verantwortung

Dass Feuerwehr weit mehr bedeutet als Brände löschen, betonten auch die Gastredner. Kreisbrandinspektor Mathias Nüchterlein bezeichnete die Sonneberger Stützpunktfeuerwehr als „Fels in der Brandung“ – beständig, engagiert und bereit, sich ständig weiterzuentwickeln. Der amtierende Stadtbrandmeister Jörg Lützelberger würdigte in seinen Ausführungen nicht nur die Wurzeln des organisierten Brandschutzes vor 175 Jahren, die auf die Initiative von Turnern und Handwerkern zurückgeht, sondern hob auch die Einweihung des jetzigen Gerätehauses in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße im Jahr 1999 als Meilenstein hervor.

Auch an Unterstützung in Vorbereitung auf die Feierlichkeiten mangelte es nicht: Thüringens Justizministerin Beate Meißner überreichte im Namen der Staatskanzlei einen symbolischen Scheck in Höhe von 1.400 Euro – Fördermittel, die aus Lotterieüberschüssen stammen und zur Anschaffung neuer Poloshirts für den Feuerwehrverein verwendet wurden.

Darüber hinaus wurden mit dem Schild „Partner der Feuerwehren“ verdiente Unternehmen ausgezeichnet, die ihre Mitarbeitenden für Einsätze freistellen: Das Autohaus Max Schulz, der städtische Bauhof und die Wasserwerke Sonneberg erhielten die Anerkennung von Zugführer Christian Schwesinger und Bürgermeister Voigt.

Technikschau und Mitmachaktionen für Groß und Klein

Zahlreiche Abordnungen von Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis überbrachten ihre Glückwünsche zum runden Jubiläum des Geburtstageskindes – und durften sich im Gegenzug über Festschrift und Erinnerungsplakette freuen. Im Anschluss an den Festkommers wurde der Nachmittag zur Bühne für Feuerwehr zum Anfassen und Erleben: Im Bereich zwischen unterer Bahnhofsstraße und Rathausplatz reihten sich Einsatzfahrzeuge verschiedenster Art aneinander und luden Besucher zur Technikschau ein.

Trotz hochsommerlicher Temperaturen und prallem Sonnenschein war der Rathausplatz sowie das Woolworth-Gelände bis in die späten Nachmittagsstunden gut besucht. Die Jugendfeuerwehr begeisterte mit einer souverän vorgeführten Löschangriffsübung, während sich die Besucher bei Eis, Bratwurst oder Burger ein schattiges Plätzchen suchten. Zwischen Drehleiter, Löschfahrzeug, Rüstwagen und Einsatzleitwagen wurde deutlich: Die Feuerwehrtechnik der Sonneberg-Mitte ist auf einem sehr guten und modernen Stand – ihre Bedienung verlangt jedoch fundiertes Fachwissen und regelmäßige Schulung. Moderne Technik ist das eine, eine intakte Mannschaft mit Zusammenhalt das andere. Die Feuerwehr Sonneberg-Mitte vereint beides mit Leidenschaft.

Technische Rettung live – wenn Sekunden zählen

Besonders eindrucksvoll präsentierte sich die Einsatzabteilung bei der Simulation eines Verkehrsunfalls mit eingeklemmter Person. Mit Martinshorn und Blaulicht rückten sie an und demonstrierten, wie eine patientenschonende Rettung einer eingeklemmten Person abläuft. Vom Glasmanagement über den Einsatz der Airbag-Spinne bis hin zu hydraulischen Geräten wie Schere und Spreizer – alles wurde anschaulich von Moderator Christian Bock begleitet und erläutert. Das spezielle Unterbaumaterial, das an ein Legosystem erinnert, sicherte das Unfallfahrzeug entsprechend. Im Anschluss durften interessierte Besucher selbst Hand anlegen – ein wertvoller Beitrag zur Sensibilisierung der Bevölkerung für die Arbeit der Feuerwehr.

Auch alltagsnahe Gefahren wurden thematisiert: Eine Vorführung zum Thema Fettbrand verdeutlichte, warum Wasser beim Löschen eines Fettbrands tabu ist.

Open-Air-Party mit „Why Not“

Der längste Tag des Jahres wurde wohl nicht zufällig als Termin gewählt – und bewährte sich wetter- und stimmungstechnisch: Um 19 Uhr startete auf dem Woolworth-Gelände eine Open-Air-Party mit der Band „Why Not“, die für langanhaltend gute Stimmung sorgte. Ein rundum gelungener Festtag fand so einen Abschluss.

Mit der Devise „Helfen in Not ist unser Gebot“ steht die Freiwillige Feuerwehr Sonneberg-Mitte seit nunmehr 175 Jahren bereit – zum Schutz der Spielzeugstadt mit ihren Bürgerinnen und Bürgern. Das Jubiläum war nicht nur ein Geburtstagsfest für eine Feuerwehr, sondern für die gesamte Feuerwehrfamilie. Die Freiwillige Feuerwehr Sonneberg-Mitte ist und bleibt ein unverzichtbarer Teil Sonnebergs. Text: Moritz Bauer

  • Organisationsteam der Festveranstaltung: Frank Pfeffer, Denny Bosecker, Michael Schubart, Sebastian Fröbel, Mirko Kaiser und Christian Bock.
  • Festschrift-Team: Luis Höfner, Mirko Großmann, Martin Raupach, Christian Schwesinger und René Ehrlicher.

Beförderungen, Bestellungen und Ehrungen im Rahmen der Feierlichkeiten:

FFW Sonneberg-Mitte:

  • Beförderungen: Christian Schwesinger (Brandmeister), Martin Raupach (Oberlöschmeister), Sebastian Stegner (Löschmeister), Nick Förster (Oberfeuerwehrmann).
  • Bestellungen: Denny Bosecker wurde als Zugführer und Sebastian Stegner als Gruppenführer bestellt.
  • Ehrungen: Steffen Fischer (25 Jahre Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr), Heiko Posekardt (40 Jahre Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr), Peter Resch (40 Jahre Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr), Dieter Mann (70 Jahre Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr; Großes Brandschutzehrenabzeichen am Bande – Stufe 2).

Stadtbrandmeister der Stadt Sonneberg:

  • Jörg Lützelberger wurde zum Oberbrandmeister befördert sowie als Verbandsführer bestellt. René Gundermann wurde als amtierender 1. Stellvertretender Stadtbrandmeister der Stadt Sonneberg bestellt.

FFW Spechtsbrunn:

  • Martin Scheer wurde als Zugführer und Lukas Dirschauer als Gruppenführer bestellt.

 


Einen sehr gelungenen, festlichen und actionreichen Geburtstag zum Jubiläum 175 Jahre Feuerwehr Sonneberg-Mitte hatten die Kameraden für den 21. Juni 2025 auf die Beine gestellt. Den längsten Tag des Jahres ließen sie bei einer Open-Air-Party mit "Why Not" ausklingen. Foto: C.-H. Zitzmann

Bildkennzeichnung

  • Fotos 175 Jahre Feuerwehr - Carl-Heinz Zitzmann

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