Spielwarenmesse Nürnberg: „Auf die Details kommt es an“

Auf der 73. Nürnberger Spielwarenmesse präsentieren sich bis zum 3. Februar 2024 Spielzeughersteller aus aller Welt. Auch Sonneberger sind vor Ort. Bürgermeister Dr. Heiko Voigt und Wirtschaftsförderer Marco Kuhnt nutzten den ersten Messetag am 30. Januar, um die hiesigen Aussteller zu treffen.

Trends, Neuheiten, Geschäftsideen: Zur 2024-er Auflage der Spielwarenmesse in Nürnberg begegnen sich 2.142 Aussteller aus 69 Ländern auf 165.000 Quadratmetern Fläche, um genau diesen drei Dingen des aktuellen Marktes nachzuspüren. Puppen, Bausteine, Bälle, Roller, Puzzle und Spiele soweit das Auge reicht – immer wieder neu gedacht, variiert und auf spezifische Zielgruppen zugeschnitten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Norbert Pillmann, Niederlassungsleiter der Simba Dickie Group GmbH in Sonneberg, vor Begeisterung sprüht, als er die neuesten Spielzeuge seines Unternehmens vorstellt.

Am großen Stand der Simba Dickie Group machen also Sonnebergs Bürgermeister Dr. Heiko Voigt und Wirtschaftsförderer Marco Kuhnt zuerst Bekanntschaft mit einem funkferngesteuerten Godzilla. Neu daran ist nicht nur der integrierte Rauchgenerator, sondern auch die volle Beweglichkeit des ca. 50 Zentimeter großen Spielkameraden. „Die Kinder wollen was, was sich bewegt und wo etwas passiert“, weiß Fachmann Norbert Pillmann, seit mittlerweile 19 Jahren Niederlassungsleiter in Sonneberg. Auch die ausgestellten Feuerwehr-Autos im Spielzimmer-Format, gemeinsam entwickelt mit Volvo und Mercedes, lassen keine technische Finesse aus. Neben dem Blaulicht ist eine Wasserspritze und sogar eine funktionierende Drohne installiert, damit das Spielen noch vielseitiger und echter wird. Die Palette des Top Five Spielwarenherstellers bietet ein Sortiment von 4.000 Artikeln in nahezu jeder Kategorie und für jede Altersgruppe.

Am Messestand ins Gespräch kommen die beiden Sonneberg-Vertreter auch mit dem Finanzgeschäftsführer Manfred Duschl, seinem Sohn Moritz Duschl sowie dem Firmenmitbegründer Michael Sieber, dessen Sohn Florian seit 2021 der CEO des Unternehmens ist. Das familiengeführte Haus hat im Jahr 2023 in schwierigem wirtschaftlichen Fahrwasser eigenen Aussagen zufolge 675,2 Millionen Euro konsolidierten Gesamtumsatz erzielt. Gleichzeitig beliefen sich die Investitionen der Gruppe im Jahr 2023 auf 40 Millionen Euro. Die Simba Dickie Group beschäftigte voriges Jahr insgesamt 2.700 rund um den Globus, in eigenen Produktionsbetrieben im In- und Ausland 1.326 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte davon (784) in Deutschland.

Manfred Duschl fasst die Situation am Logistikstandort des Unternehmens in Sonneberg zusammen: „Im September 2023 konnte das neue Lagergebäude mit einer Gesamtfläche von 5.000 Quadratmeter mit einer Verzögerung von einem halben Jahr in Betrieb genommen werden. In dem hochmodernen Gebäude, das allen Anforderungen einer effizienten Logistik genügt, ist seit dem letzten Quartal 2023 der Speditionsversand in Sonneberg untergebracht. Mit den Baumaßnahmen dieses Erweiterungsgebäudes wurde Mitte 2021 begonnen. Von der Gesamtinvestitionssumme in Höhe von insgesamt 12 Millionen Euro entfallen 7,9 Millionen Euro auf das Jahr 2023.“

Die Gruppe vereinigt mehr als 20 namhafte Marken aus aller Welt unter sich. Bei vielen steht 2024 ein Jubiläum an: Gefeiert wird beispielsweise bei Smoby in Frankreich: Seit 100 Jahren freuen sich Eltern und Kinder über kreatives Outdoor- und Rollenspielzeug der Ideenschmiede aus dem Jura. Seit 75 Jahren ist Eichhorn ein Begriff für hochwertige Holzspielwaren wie die Holzschienenbahn, Kaufläden oder Puppenhäuser. Sechs Jahrzehnte lang begeistert Majorette Sammler und Autoenthusiasten weltweit mit kultigen Modellautos aus Metall. Darüber hinaus steht mit Wirkung zum 31.1.2024 der Erwerb der Schulranzen bzw. Rucksack-Marken Scout, DerDieDas und 4YOU von der Steinmann Gruppe an.

Auch Märklin gehört mittlerweile zum Portfolio und war mit einem eigenen Stand in der Modelleisenbahn-Halle auf der Fachmesse untergebracht. „Märklin nimmt Fahrt auf“, so ist die aktuelle Unternehmens-Pressemitteilung überschrieben. Die Umsatzpläne für das Geschäftsjahr 2022/23 seien mit 127 Millionen Euro fast erreicht. Florian Sieber, Geschäftsführender Gesellschafter, blickt positiv voraus: „Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir einen Umsatz von 130,8 Millionen Euro. Unser gutes und umfangreiches Neuheiten-Programm und eine immense Leistung der Entwicklungs- und Produktionsseite sicherten uns die Kundentreue.“ Seit mehr als 130 Jahren würden Märklin Bahnen für Kinder gekauft und von der ganzen Familie bespielt. Nun sei der Begriff „Kidults“ – junggebliebene Erwachsene – in aller Munde.

Während der Modellbahn-Hersteller PIKO GmbH in diesem Jahr sein Portfolio für 2024 am Firmenstandort in Sonneberg bzw. per Video-Neuheitenvorstellung präsentierte, zeigte sich in Nürnberg ein alt eingesessenes britisches Spielzeug-Unternehmen, das Sonneberg-Bezug hat. Roland Lange begrüßte wie schon im vorigen Jahr am Stand von HORNBY HOBBIES den Bürgermeister und den Wirtschaftsförderer. Seit knapp fünf Jahren befindet sich der Sitz der HORNBY Deutschland GmbH in der Spielzeugstadt. Roland Lange, 25 Jahre als Lokführer unterwegs gewesen, ist als Produktentwickler für die Firma tätig und betreibt das Büro in der Köppelsdorfer Straße mit mehreren Außendienst-Mitarbeitern. Für die Spurgrößen TT, H0 und NN bildet er die Designs der entwickelten Modellbahnen möglichst originalgetreu nach. „Auf jedes Detail kommt es dabei an“, weiß Lange. Das ist den Modellbahnbauern und ihren Kunden wichtig. Die Farbe, die Mini-Rundumleuchte auf dem Dach, die maßstabsgetreu gefertigten Druckluftbehälter – und das alles auch noch funktionell und für das Spielen und Sammeln ausgelegt. Teils mehrere Monate Entwicklungsarbeit stecken in den Entwürfen und Prototypen.

Die Neuheiten in den Vitrinen am HORNBY-Stand haben oft sogar einen Bezug zur Spielzeugstadt, weil deren Originale entweder zu früheren Zeiten hier eingesetzt waren oder jetzt noch am Bahnhofsareal in Großformat zu sehen sind. Da wären beispielsweise die Diesellokomotive DE 18001 oder auch die sogenannten Rottenwagen, die im echten Eisenbahnleben eine Gruppe Gleisbauer transportiert. Auch die bei HORNBY neu im Sortiment vertretenen Schiebeplanenwagen kommen in ähnlicher Form in der Nähe vor, „nämlich bei Wiegand Glas in Ludwigstadt“, weiß der Eisenbahnexperte Roland Lange, der zu jedem der Modelle eine eigene kleine Geschichte parat hat.

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