Orgeljubiläum mit Konzert im Rathaussaal

Orgelmatinee im Rathaus feiert 20-jähriges Jubiläum

Wenn Bach, Buxtehude, Brahms, Liszt oder Mendelssohn-Bartholdy von der Empore im Rathaussaal erklingen, dann ist es immer Annerose Röder, die die Tasten und Pedale des altehrwürdigen Instrumentes bedient. Auf der Sauer-Orgel aus dem Jahr 1925 spielt die Pianistin, Organistin und Dirigentin für gewöhnlich jeden ersten Donnerstag im Monat um 11 Uhr für die breite Öffentlichkeit. Und das fast auf den Tag genau seit 20 Jahren. Die Premiere war am 2.2.2002, das heißt am Schnapszahldatum 2.2.2022 jährt sich diese zum 20. Mal. Nur einen Tag später, am 3.2.2022 wird es das nächste fast einstündige Konzert mit Annerose Röder geben.

Es ist der berühmte Zufall, der Instrument und Künstlerin zu Beginn der 2000er zusammenführt: Denn ursprünglich wurde Annerose Röder engagiert, um Trauungen im Rathaus live am Flügel zu begleiten. Bei dieser Gelegenheit entdeckte sie die Orgel und verständigte sich mit den Kulturvertretern der Spielzeugstadt darauf, nach deren Generalüberholung eine regelmäßige Matinee anzubieten.

„Ein Instrument wie die Sauer-Orgel ist ein Glücksfall für das Sonneberger Rathaus. Außerdem muss eine Orgel gespielt werden“, ist die 69-Jährige überzeugt. In der Rückschau auf die Zeit weiß die Vollblut-Musikerin und Klassik-Liebhaberin nur Gutes zu berichten: „Es waren immer zwischen 30 und 50 Zuhörer im Saal. Ich habe sogar eine CD aufgenommen und kann von Stammgästen berichten, die seit der ersten Stunde dabei sind. Rückblickend ist es eine wunderschöne Zeit gewesen, in der ich unheimlich viel gelernt habe und mich musikalisch weiterentwickeln konnte“, sagt sie.

Und so lange sie kann, würde sie gern weitermachen. Zwar sei es nicht ganz leicht, die Orgel zu bedienen, aber sie liebe sie vom ersten Augenblick an. Sie habe nicht viele Register, doch trotzdem könne man sehr schöne Stücke auf ihr spielen. Annerose Röder ist in Sonneberg geboren und stammt aus dem ehemaligen historischen Gasthof „Zum weißen Schwan“ in Mengersgereuth-Hämmern. Schon früh fühlt sie sich zur Musik hingezogen, läuft als Kind der Kirchweih-Blaskapelle durch den ganzen Ort hinterher und übt Klavier, sobald der Gastraum im elterlichen Geschäft leer ist. Auch beruflich schlägt sie den künstlerischen Weg ein und bleibt den schwarz-weißen Tasten treu. Nach einem Studium der Kirchenmusik in Eisenach absolviert sie an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar ein Diplomstudium im Fach Dirigieren und gehörte damit zu den ersten weiblichen Kapellmeistern in der ganzen DDR.

Nach Stationen an den Theatern in Nordhausen und Meiningen wechselt sie in eines der renommiertesten Ensembles der DDR und dirigiert in Sondershausen das Loh-Orchester. Mit der Wende kehrt die Künstlerin in die Heimat und an die hiesige Musikschule zurück – und sucht neue Herausforderungen, an denen sie stets wachsen kann. Als solch‘ eine Herausforderung bezeichnet sie auch das Engagement im Rathaus. Sie hofft, dass sich die Zuhörerschaft nach Aufhebung von Corona-Regeln wieder zahlreicher einfindet und sich an dem musikalischen Schmaus, den sie jedes Mal individuell zusammenstellt, erfreuen wird.

Weiterhin lehrt sie am musikalischen Gymnasium Albertinum in Coburg, leitet Chöre und Ensembles und ist am Klavier im ganzen oberfränkischen Raum zu Konzerten unterwegs. Im Sommer letzten Jahres stellte sie gemeinsam mit der Stadtverwaltung Sonneberg ein Benefizkonzert für die Flutopfer im Ahrtal auf die Beine. Ihr musikalischer Hunger ist noch längst nicht gestillt, obwohl sie im März 70 Jahre alt wird. Die Musik, das tägliche Üben und immer wieder neue Ziele halten sie fit. Seit September lernt sie das Geige spielen und mischt schon nach kurzer Zeit und mit großer Freude im Orchester der Musikschule Sonneberg mit.

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