Künstliche Intelligenz zur Straßenerhebung in Sonneberg genutzt: Schlaglöcher unter der Smartphone-Lupe
Schlaglöcher, Risse, ausgefahrene Straßenkanten, Spurrillen – der Straßenbau ist und bleibt für Kommunen eine Daueraufgabe. Einen besseren Überblick über den Zustand der Straßen sowie die Dringlichkeit und Wirtschaftlichkeit des Reparaturbedarfs kann sich die Stadtverwaltung Sonneberg nun mittels einer neuen Technologie verschaffen.
Basierend auf Künstlicher Intelligenz dokumentiert ein Smartphone während des Autofahrens den tatsächlichen Straßenzustand. Eine detaillierte Auswertung von knapp 200 Kilometern Straßennetz im Stadtgebiet wird so unkomplizierter als bisher möglich. Selbst das Straßenbegleitgrün und die Beschilderung werden in die Dokumentation aufgenommen. Sensoren und Kameras sorgen für einen umfassenden Überblick.
Die Stuttgarter Firma vialytics hat ein Straßenmanagementsystem entwickelt, mit dem Kommunen mit weniger personellem und finanziellem Aufwand für sichere Straßen und Radwege sorgen können. Wo ist Gefahr in Verzug? Welche Straße sollte Priorität auf der Reparaturliste bekommen? Muss eine andere Straße Vorrang bekommen, damit Schlimmeres verhindert werden kann? Wie schlecht ist der Zustand tatsächlich?
„Den Vorteil für uns als Stadt sehe ich vor allem langfristig, denn dann können wir vergleichen und zielgerichtet Mittel einsetzen, um die Straßen nicht nur zu erhalten, sondern zu einer Verbesserung der Gesamtstraßensituation beizutragen“, sagt Sandro Herbst, Sachgebietsleiter Hochbau/Tiefbau/Verkehr im Bauamt der Stadt Sonneberg.
Als eine der ersten Städte in Thüringen und Ostdeutschland nutzt die Stadt Sonneberg seit Herbst 2022 das hochmoderne System.
„Die meisten Kommunen bewerten ihre Straßen schlechter als sie sind. Mit einem Algorithmus musst Du nicht mehr diskutieren, sondern kannst eine genaue Schadensentwicklung über Jahre nachvollziehen sowie die entsprechenden Reparaturmaßnahmen zum richtigen Zeitpunkt einleiten. Streckenkontrollen lassen sich zudem in der Hälfte der Zeit erledigen und rechtssicher per GPS und Zeitstempel dokumentieren“, erklärt Petra Fürbeck, Regionalvertriebsleiterin bei vialytics.
Während der Zustandserfassung – in Sonneberg einmal im Frühjahr und einmal im Herbst vorgesehen – wird das Smartphone hinter der Windschutzscheibe kommunaler Fahrzeuge befestigt und nimmt dabei alle vier Meter ein georeferenziertes Bild der Verkehrswege auf. Straßenschäden und -inventar erkennt das System auf den Bildern automatisch. Datenschutz wird dabei großgeschrieben. Deshalb werden Kennzeichen von Autos und Gesichter von Personen automatisch verpixelt.
Mit dem Bluetooth-Knopf am Lenkrad kann zudem jederzeit eine Gefahrenstelle mit einem Bild und einer Sprachnotiz aufgenommen werden. Damit ersetzt das vialytics-System die herkömmliche Streckenkontrolle mit Stift und Papier. Alle Ergebnisse werden – eingeteilt in 15 Schadensklassen – übersichtlich am Rechner angezeigt. Über die Planungsansicht lassen sich sowohl langfristige Erhaltungsmaßnahmen als auch kurzfristig Reparaturen zur Unterhaltung organisieren.