Geschichte zu Bombenangriffen weiter aufgearbeitet

Besuch aus Hamburg empfing kürzlich das Sonneberger Stadtarchiv. Dr. Dieter Lutz meldete sich als Zeitzeuge des Bombenangriffes vom 14. Februar 1945 und der Tieffliegerangriffe im April 45. Den gebürtigen Sonneberger haben ehemalige Schulkollegen auf das Buch „Sonneberg im Luftkrieg“ von Martina Hunka und Stefan Lutz aufmerksam gemacht. Er hat es sich vom Stadtarchiv nach Hamburg schicken lassen, fand es sehr spannend und interessant und entschloss sich, seine eigenen Erlebnisse mitzuteilen.

Dafür fuhr er extra nach Sonneberg und traf sich mit Autorin Martina Hunka. Ihr erzählte er in einem langen Gespräch nicht nur, was er als Siebenjähriger in den letzten Kriegstagen erlebte, sondern auch von seinem Leben in Sonneberg. Seine Eltern hatten ein Textilgeschäft in der Bahnhofstraße 20. Dort erlebte er auch den Luftangriff. Seine Großeltern Schindhelm aus Oberlind wohnten Ecke Köppelsdorfer/Schießhausstraße. Als die Eltern mit den Kindern am Wochenende nach dem Angriff dorthin liefen, sahen sie die zerstörten Häuser Schütt und Maaser und die KZ-Häftlinge, die die Trümmer aufräumen mussten.

Dr. Lutz konnte auch den Bericht von Margot Junghanns vom Tieffliegerangriff in der Bahnhofstraße bestätigen. Er sah das Flugzeug vom Küchenfenster aus durch die Bahnhofstraße fliegen. Martina Hunka war sehr beeindruckt von der Genauigkeit der Schilderung. Sie hat ein Gesprächsprotokoll angefertigt, das im Stadtarchiv hinterlegt wird. Dr. Lutz ist einer von zahlreichen Zeitzeugen, die sich nach der Veröffentlichung des Buches bei ihr meldeten und weitere Details beitrugen, unter anderem auch ein weiteres Todesopfer in Zusammenhang mit dem Bombenangriff Klärchen Möller. Aufgeklärt werden konnte auch eine falsche Zuordnung eines Fotos.

Ausgehend vom Buchkapitel über die Rüstungsindustrie in Sonneberg gibt es auch viele neue Erkenntnisse über die Produktpalette der Firmen für den Krieg, beispielsweise der Fabrik Siegel. Die neuen Erkenntnisse werden in einen neuen Vortrag im kommenden Jahr münden. Jüngst hörten sich Interessenten aus dem Colloquium Historicum Wirsbergense den Vortrag zum Bombenangriff auf Sonneberg an, und zwar in Neustadt. Stefan Lutz hat für die Neustadter etliche Fakten zu den Angriffen auf ihre Stadt durch amerikanische Einheiten herausgesucht. Allerdings besteht für diese Stadt die Schwierigkeit, dass es viele zu viele Orte namens Neustadt in Deutschland und Österreich gibt.

Eine Frau und ein Mann sitzen an einem Schreibtisch und schauen in eine historische Broschüre mit Schwarz-Weiß-Fotos.
Neue Erkenntnisse zu den Sonneberger Bombenangriffen trug aus seiner Erinnerung der in Hamburg lebende Dr. Dieter Lutz bei, als er das Stadtarchiv Sonneberg und die Autorin Martina Hunka besuchte. Fotos: Stadt Sonneberg/C. Heinkel