35 Jahre Partnerschaft der Städte Sonneberg und Göppingen

In der Gemeinderatssitzung am 14. September 1990 in Göppingen und in der Stadtratssitzung am 22. September 1990 in Sonneberg wurde die Gründung der Städtepartnerschaft zwischen der Spielzeugstadt Sonneberg in Südthüringen und der Hohenstaufenstadt Göppingen im Württembergischen in feierlicher Form vorgenommen.

Getragen vom Wunsch der gemeinsamen Zusammenarbeit, der Annäherung der Menschen nach vier Jahrzehnten der Teilung unseres Landes und der Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben begann man auch in unserer Region Zeitgeschichte zu schreiben. Nun, im September dieses Jahres, blicken wir auf 35 Jahre Partnerschaft zurück und können von vielfältigen Aktivitäten berichten, die zeigen, dass diese Partnerschaftsbeziehung bis heute mit Leben erfüllt ist.  

Am Anfang waren es zunächst Hilfen in der Verwaltung, um die neuen Aufgaben und die rechtlichen Formalien kennenzulernen und umsetzen zu können, ob beispielsweise im Baurecht, im Sozialwesen oder bei der Gründung einer städtischen Wohnungsbau-GmbH bzw. einer Gasgesellschaft. Diese wertvolle Amtshilfe für die kommunalpolitische Arbeit führte auch zu sehr engen persönlichen Kontakten und Freundschaften.

Sehr bald entstanden Verbindungen zu Vereinen, Sportgruppen oder Schulen, der Einfluss auf das gesamte gesellschaftliche Leben nahm zu. In beiden Städten wurden Arbeitskreise gegründet und auf Initiative der Sonneberger Stadträtin Traudel Garg wurde der Bürgerbus ins Leben gerufen, der im Wechsel den Bürgerinnen und Bürgern aus Sonneberg und Göppingen die Möglichkeit bot und bis in die Gegenwart bietet, in drei Tagen die jeweilige Partnerstadt, Land und Leute kennenzulernen. 15 Mal fuhren schon Bürgerbusse und Anfang September waren unsere Freunde aus dem Württembergischen wieder hier in Sonneberg zu Gast. Eine umfangreiche Chronik berichtet von den zahlreichen Begegnungen und vielfältigen Aktivitäten.

Es waren und sind vor allem die Menschen, die diese Partnerschaft mit Leben erfüllten und erfüllen. Die Zeitungen beider Städte traten sehr früh in Kontakt und berichteten über Treffen wie den Besuch des Judenbacher Männerchores, über den Gegenbesuch des Kirchenchores, den Radsportclub Staufen mit dem RSC Sonneberg e.V., die Klassenaustausche des Freihof-Gymnasiums mit dem Sonneberger Pistor-Gymnasium oder über das Basketballturnier mit Spielern aus Göppingen und Sonneberg, unvergessen auch die beeindruckenden Gastspiele der Göppinger „Traumtänzer“ in unserem Gesellschaftshaus, um nur einige Beispiele zu nennen.

Eine enge Zusammenarbeit bestand und besteht zwischen den Göppinger Gemeinderäten und dem Sonneberger Stadtrat, gegenseitige Besuche, Beratungen und Hilfen, die oft gar nicht so bewusst wahrgenommen wurden. Die Göppinger spendeten gleich nach 1990 einen Spielplatz im Stadtpark, nahmen Sonneberger Schülerinnen und Schüler mit zu internationalen Schülerbegegnungen, z.B. in die Partnerstadt Foggia. Mit dem österreichischen Klosterneuburg und der französischen Partnerstadt Pessac ist nun Sonneberg als Partnerstadt Göppingens im europäischen Quartett zusammen. Zum wichtigsten Fest der Göppinger, zum „Maientag“, sind jährlich alle Partnerstädte mit der Bevölkerung vereint und feiern ein internationales, buntes Dankes- und Friedensfest.

35 Jahre sind geschichtlich gesehen noch keine lange Epoche, aber wer hätte gedacht, dass die Thüringer und Württemberger sich einmal so nahekommen können. Und es gibt viele konkrete Beispiele dieser gelebten Partnerschaft, die zum Jahrestag in Erinnerung gerufen werden sollten:

Da fährt der Sonneberger Unternehmer Hartmut Volkmar von Plüti nach Göppingen, um zum Stadtfest Plüschtiere stopfen zu lassen, da werden in Göppingen Sonneberger Bratwürste gebraten, da malt der regionale Künstler Bernd Schuh die Aquarelle für das internationale Kochbuch „Grenzenlos genießen“ (in der Buchhandlung zu erwerben), da werden in Sonneberger Kindergärten Kinderbücher der Göppinger Autorin Ilona Abel-Utz gelesen, da ermöglicht der Sonneberger Kunstfreund Hans Jürgen Gögel in der Galerie „Notwehr“ eine Ausstellung der Göppinger Künstlerin Margret Hofheinz-Döring und deren Tochter Brigitte Mauch überlässt eine Leihgabe des Bildes „Brigitte mit Puppe“ dem Deutschen Spielzeugmuseum und die Stadt überreicht vier erworbene Gemälde an die Bürgerschule, da werden Lesungen in unserer Stadtbibliothek und in der „Wolke 14“ gegeben, erhält die Bibliothek Bücher als Gastgeschenke aus dem Württemberger Land, bekommen Göppinger Kindergärten Spielzeug aus der Spielzeugstadt Sonneberg, loben die Göppinger Freunde einen Wissenswettbewerb über Sonneberg aus und der Gewinner reist in die Partnerstadt ins Thüringische.

In der Gartenanlage „Pistor“ setzen die Göppinger Gartenfreunde eine Linde, übergeben dazu eine Bank und in der Gartenschänke „Pistor“ wird ein „Göppingenstübchen“ eingerichtet. Die Sonneberger haben einer Straße im Wolkenrasen den Namen „Göppinger Straße“ verliehen und in Göppingen gibt es im Zentrum einen „Sonneberg-Platz“ sogar mit dem Sonneberger Reiterlein. Der Sonneberger Museums- und Geschichtsverein e.V. schreibt in seinen Sonneberger Geschichtsblättern von 2007 über Sonneberg und Göppingen – Aspekte einer Städtepartnerschaft (Thomas Schwämmlein/Traudel Garg) und Spielmann Roland Wozniak erarbeitet mit Traudel Garg ein Jubiläumsheft zu 35 Jahre Partnerschaft mit Göppingen.

35 Jahre gelebte Partnerschaft – Gratulation und Dank an alle Unterstützer.

Text: Traudel Garg, Ehrenstadträtin und ehem. Sprecherin des AK „Göppingen“ des Sonneberger Stadtrates

Immer wieder gerne kommen die Göppinger nach Sonneberg und auch umgekehrt besteht reges Interesse seitens der Spielzeugstädter an der Partnerkommune in Baden-Württemberg. Jahrelang organisierte Traudel Garg das gegenseitige Miteinander seitens der Sonneberger. Nun hat von ihr der Stadtrat Sandro Kessel den Staffelstab übernommen. Foto: S. Kessel