Lützelberger-Verabschiedung: Ein „Laden fürs Herz“ schließt seine Türen

Ein langes Kapitel Sonneberger Einzelhandelsgeschichte geht in Kürze zu Ende. Am 31. Dezember 2024 wird das Geschäft in der Bahnhofstraße 18, in der Stadt als „Oberer Lützelberger“ bekannt, für immer schließen. Aus diesem Anlass bedankten sich die Sonneberger IHK-Niederlassungsleiterin Roswitha Hammerschmidt, Wirtschaftsförderer Marco Kuhnt und Bürgermeister Dr. Heiko Voigt bei Angelika Karl und ihrem Team. Die langjährige Fachverkäuferin des Geschäftes hatte es im 155-Bestehensjahr noch weitergeführt, nachdem Anfang des Jahres Inhaberin Traudel Lützelberger verstorben war.

Angelika Karl ließ die vielen Jahre – fast 40 ist sie dem Geschäft bereits treu und selbst eigentlich schon im Ruhestand – Revue passieren. Zu DDR-Zeiten gehörten die im Laden verkauften Waren zu den gefragtesten überhaupt: Töpferware aus Römhild, Plauener Spitze oder Glasartikel aus Lauscha ließen die Menschen Schlange stehen. Ein Laden mit Sachen „fürs Herz“ eben. Seitdem haben sich sowohl das Einkaufsverhalten, die Abnahmebedingungen für kleine Einzelhändler als auch die Nachfrage nach Kunstgewerbeartikeln stark verändert, weiß Angelika Karl. „Das ist der Lauf der Zeit, den kannst Du nicht aufhalten. Jammern nützt nichts – im Gegenteil, wir denken immer an die schöne Zeit hier zurück“, sagte sie beim Treff mit IHK und Stadtverwaltung.

In den letzten Jahren seien vor allem die erzgebirgischen Holzartikel gut gelaufen, auch mit Textilien und Haushaltswaren wurde das Sortiment erweitert. Viele Stammkunden hätten bis zuletzt die Treue gehalten, erzählt Angelika Karl. Von ehemals sieben Verkäuferinnen vor der Wende war sie zum Schluss mit dem Geschwisterpaar Günther und Traudel Lützelberger noch allein im Geschäft. 2019 feierten die Lützelbergers noch 150-jähriges Bestehen. Und eigentlich war auch das 155-jährige Firmenjubiläum der einstigen Messerschmiede fest anvisiert. Doch es sollte anders kommen. Zuerst verstarb Günter Lützelberger 2020 im Alter von 89 Jahren und im Januar 2024 folgte Schwester Traudel im ebenfalls hohen Alter von 83 Jahren. An die Zeit mit den Kunden und ihren Chefs denkt Geli Karl mit einem Lächeln zurück: „Wir waren wie eine große Familie! “

Mit dem Geschäftsschluss zum Jahreswechsel geht eine Firmen- und Familiendynastie in Sonneberg zu Ende: „Wir bedanken uns für die sensationelle Zusammenarbeit in all den Jahren. Sie waren immer ein stiller, aber sehr verlässlicher Partner“, lobte Roswitha Hammerschmidt von der IHK-Niederlassung Sonneberg. Und Dr. Heiko Voigt bedankte sich ebenfalls für das langjährige Engagement: „Ich bedaure sehr, dass nun ein alteingesessenes Geschäft mit hochwertigen Waren und solcher Kundenfreundlichkeit bald nicht mehr am Markt ist.“

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