Kinderkünstler-Campus: Wie eine Puppe zum MINT-Projekt wird

Den Stoffverbrauch berechnen, ein Projekt finanziell kalkulieren, Schnitte anzeichnen, mit Kurvenlineal, Geodreieck, Zirkel und Schere zu Werke gehen, sich ein auf Papier gezeichnetes Schnittmuster in 3-D-Effekt vorstellen. Das Ferienprojekt Stoffpuppe in der Akademie der Kinder der Weltspielzeugstadt Sonneberg fordert dem kreativen Nachwuchs dieser Tage alles ab. „Ich hätte die Schnitte auch mit dem Computer vorzeichnen und ausdrucken können, doch das ist nicht das Ziel dieses Projekts“, erklärt Annett Grauel, ihres Zeichens Textilingenieurin und Diplomdesignerin.

Für fünf Tage ist sie aus Ringleben bei Erfurt nach Sonneberg gekommen, um mit den Kindern Stoffpuppen von der Pike auf anzufertigen. Kleine Stapel aus Stoff in Hautfarbe liegen auf dem Tisch der Kinderakademie in der Bismarckstraße und warten am Anfang der Projektwoche auf Weiterverarbeitung. Gegen Ende sind schon die Körper zusammengenäht und werden mit Füllwolle gestopft, auch Kleidchen sollen noch genäht werden. Entstehen wird ein frecher Blondschopf, der sitzen kann, die Arme bewegen und der natürlich einen prima Kuschel- und Spielpartner für die Kinder darstellen wird, ganz individuell. „Jedes Kind sollte einen Teddy und eine Puppe haben“, ist Annett Grauel überzeugt und hat deshalb auch genau dieses Projekt für den Kinderkünstler-Campus in der ersten Herbstferienwoche in der Spielzeugstadt ausgewählt.

Insgesamt sind neun Kinder im Alter von 5 bis 16 Jahren dabei. Sie sind laut Regina Trutzl von der Kinderakademie konzentriert bei der Sache, stärken ihre Motorik, ihr räumliches Denkvermögen und lernen mit verschiedenen Werkzeugen und Materialien zu arbeiten. „Nähen hat auch viel mit Mathematik zu tun“, sagt Regina Trutzl, die das Projekt fachmännisch mit betreut. Blaupapier kommt zum Einsatz, ebenso wie ein Schneiderrädchen, Stecknadeln, die Nähmaschine oder eben die Kurvenlineale. Ein anatomisch gerechtes Skelett macht die Puppe beweglich. „Die Kinder saugen alles auf wie Schwämme“, freut sich Annett Grauel über die Begeisterung bei den kleinen und großen Sonnebergern.

Ermöglicht wurde der zweite Kinderkünstler-Campus mit MINT-Mitteln der Stadt Sonneberg. Der Hauptamtliche Beigeordnete der Stadt Sonneberg Christian Dressel bedankte sich bei Annett Grauel für ihr Engagement für die kreative MINT-Bildung der Sonneberger Kinder. Er überreichte ihr ein passendes Geschenk: Den Sonneberg-Roman „Wo wir Kinder waren“ von Kati Naumann.

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